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Altstadttunnel und Obi-Orange am Pranger
 
Gartenstadtbewohner wehren sich
 
Leonberg. "Eines ist klar, dass nichts klar ist." So fasste der Vorsitzende der Bürgerinteressengemeinschaft Gartenstadt/Glemstal (BiGG), Ewald Thoma eine hitzige Diskussion zusammen, in deren Mittelpunkt der Altstadttunnel stand. Die BiGG fordert eine Bürgerbeteiligung.

Von Sybille Schurr

Das Thema Verkehr, das in der neunjährigen Geschichte der Interessensgemeinschaft auf keiner Hauptversammlung fehlt, hatte unerwartete Aktualität: Am Vortag der Versammlung wurde den Gemeinderäten im Planungsausschuss die neuen Verkehrsplanungen vorgestellt. Baubürgermeisterin Inge Horn warb bei den Bürgern der Gartenstadt für die jüngsten Planungen. Vom Altstadttunnel, der 22 000 Autos aufnehmen soll, sei eine Bündelung des Verkehrs zu erwarten, Graben- und Mühlstraße würden damit deutlich entlastet. Für die Gartenstadt bedeute dies unzweifelhaft noch mehr Verkehr. "Wir haben nicht nur die Autos vor der Tür, wir haben auch den Güterverkehr", klagt man bei BiGG. Die Tunneltrasse werde zur bequemen Umfahrung, wenn die Autobahn wieder einmal verstopft sei.

Ewald Thoma, in der Hauptversammlung ebenso wie der gesamte Vorstand einstimmig im Amt bestätigt, hält die Tunnellösung für nicht durchführbar. "Die Schadstoff-Belastung im Tunnel ist so hoch, dass er nach EU-Richtlinien gar nicht genehmigungsfähig ist", beurteilt er das Ergebnis von Schadstoffmessungen, die BiGG gemeinsam mit der Agenda 2010 durchführen lässt. Außerdem sei die Stadt nicht in der Lage, solch ein Tunnelbauwerk zu finanzieren. "Selbst wenn es für den Bau öffentliche Gelder gibt, so werden die Unterhaltungskosten anschließend zum Problem", fürchtet Thoma. "Unseriöse Planungen", wirft Thoma dem Baudezernat vor. Die Entscheidung dürfe nicht unter Zeitdruck getroffen werden.

"Wir wollen Druck machen", gestand die Baubürgermeisterin ein, denn die Verkehrsplanung sei entscheidend für die weiteren Planungen der neuen Stadtmitte. Im nächsten Jahr fällt der Wüstenrot-Bau. "Wir dürfen hier keine Brache entstehen lassen, das wäre tödlich für die Stadt." Auch Inge Horn glaubt nicht an eine rasche Realisierung des Altstadttunnels. "Stadtumbau und Tunnel können wir finanziell nicht schultern", dennoch müsse die Zukunft planerisch definiert werden. "Wir müssen uns die Option für den Altstadttunnel offen halten", erklärte sie.

Im Grundsatz sei der Tunnel vom Gemeinderat im Flächennutzungsplan auch bereits beschlossen. Die anwesenden Gemeinderäte sahen kein Problem darin, das umfangreiche Verkehrspaket noch vor der Sommerpause zu beschließen. Dies stößt auf den heftigen Widerstand bei BiGG. "Für uns stellen die neuen Planungen eine Änderung des Flächennutzungsplans dar", betonte Thoma. Der Bürgerbeteiligungsprozess müsse neu aufgelegt werden. Die Interessensgemeinschaft werde "alle Möglichkeiten ausnutzen", um gegen die Planungen vorzugehen.

Daneben brennt den Bewohnern der Gartenstadt ein anderes Thema auf den Nägeln, die Fassade des Obi-Baumarkt ist für sie zum orange-roten Tuch geworden. Die Signalfarbe, die nach Aussagen der Obi-Geschäftsleitung zum einheitlichen Erscheinungsbild der Baumarktkette gehört, schlägt den Bewohnern, die die rund 600 Quadratmeter Orange ständig vor Augen haben, aufs Gemüt. Schriftverkehr, Gespräche, eine Kompromisslösung ist bisher nicht in Sicht. Auf die hofft Baubürgermeisterin Inge Horn. Beim nächsten Gesprächstermin am 24. Juli, den sich BiGG bei Obi erkämpft hat, will sie mit dabei sein. Anders als von den Baumarktbetreibern dargestellt, habe sie die Baugenehmigung für die Baukörper erteilt, die auf den eingereichten Plänen in neutralen Farben gehalten waren. Horn räumte ein, dass die Rechtslage schwierig sei, dennoch werde man auch rechtliche Schritte erwägen, falls Obi nicht zu einem Kompromiss bereit sei.

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