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Staunen über die Stadt

Zu unseren Berichten zum Altstadttunnel West vom 5. und 10. November

Da regen sich die Bewohner der Gartenstadt auf, wenn sie eine weitere Hauptverkehrsstraße durch ihren kleinen Stadtteil bekommen sollen. Aber diese Bewohner kommen doch in der Vorlage der Stadt und bei den Gutachtern überhaupt nicht vor, wozu also die Aufregung? Die "Fußgänger und Radfahrer" im Bereich Eltinger Straße sollen mehr "Aufenthaltsqualität" erhalten, wozu dann die Schulwege der Kinder und die Fußgänger der Gartenstadt entlang des Glemstals überhaupt erwähnen. Und das Wohnquartier Gartenstadt? Es ist ja ohnehin schon stark belastet, was macht da eine weitere Hauptverkehrsstraße? Nicht der Erwähnung wert. 

Bestaunen muss man unsere Stadtverwaltung schon. Da wurde erst 1999/2000 eine Nord-West-Umfahrung untersucht. Die Durchschneidung der westlichen Grün- und Naherholungsbereiche und die Eingriffe u.a. in das Landschaftsschutzgebiet Glemstal ließen diese Trasse nicht zu. Jetzt aber, nur 5 Jahre später, sind die "erheblichen Umweltbelastungen im Glemstal", die "deutliche Belastung der Naherholungsfunktion Glemstal" und seine "erhebliche Beeinträchtigung" durch die Einflüsse auf das Landschaftsbild, die Zerschneidungswirkung u. dgl. zwingend notwendig. Denn dadurch gibt es "Potential zur Aufwertung und Schaffung innerstädtischer Freiräume". Gartenstädter, Ihr seid ein städtisches Randproblem, eine Marginalie. Schließlich muss auch der Eingang zur Altstadt am Hirschbrunnenplatz aufgewertet werden. Dafür fällt dann eben der Altstadteingang für die Gartenstadt am Pomeranzengarten weg, die umfangreichen Kreuzungsbauwerke dort machen das leider notwendig. Wie das alles gestaltet wird - später. Was das alles kostet - später. Erinnert sich noch jemand an den Plan, die Römerstraße zu schließen? Jetzt muss sie wegen der Verkehrserschließung der Stadtmitte über das Glemstal unbedingt offen bleiben. 

Gerade haben wir ja auch den Luftreinhalteplan heiß diskutiert. Die Verkehrsprobleme spielen dort eine sehr wichtige Rolle. In der jetzigen "Verkehrskonzeption" geht es ihm wie den Gartenstädtern, er wird nicht erwähnt. Nun haben wir aber in der Gebersheimer Straße nach der Grabenstraße die höchsten Schadstoffimmissionen, und durch die derzeitige "Verkehrskonzeption" wird der Verkehr dort erheblich zunehmen. Damit entsteht dort genau das gleiche Problem, das jetzt für die Grabenstraße gelöst werden soll. Die Stadt sollte das neue Problem rechtzeitig angehen, vielleicht mit einem neuen Tunnel? Und die Römerstraße, ist sie nicht jetzt schon zur Hauptverkehrszeit vollständig dicht? Stadtplaner was dann? 

Interessant ist natürlich auch, dass nach dem Wunsch der Stadt die Gemeinderäte jetzt beschließen sollen, nur noch die Variante Altstadttunnel West zu verfolgen. Weiteres Nachdenken ist dann nicht mehr zulässig. Wie schön wäre z.B. ein Tunnelmund etwa im Bereich Lindenstraße Bahnhofstraße. Die Gebäude gegenüber stehen bereits leer, Platz wäre also da. Der Verkehr könnte über das vorhandene Straßennetz dorthin, wo er wollte. Einer der jetzt beauftragten Planer hat sinnigerweise ausdrücklich erklärt, der Verkehr aus der Grabenstraße wolle zur Stadtmitte und es sei Aufgabe der Verkehrsplanung, ihn dorthin zu leiten. Folglich tut sie das jetzt mit einem neuen Problem Glemstal und Gartenstadt und schickt ihn dann über Lindenstraße und Römerstraße wieder dorthin. Aber das ist schon wieder Nachdenken, was die Gemeinderäte jetzt ja verbieten sollen. Oder denken sie vielleicht doch nach?

Wolfram Müller

Hölderlinstr. 13

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